Die Axt im Kopf erspart Strack-Zimmermann

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Der 1972 in Greifswald geborene Ex-DDR-Protestant wählte den polnischen Katholiken Lech Walesa zum Zeugen seiner Sicht auf die Europa-Killer in Washington. Der papistische Werftarbeiterführer der 1980er Jahre hatte auf Facebook eine Lanze für Wolodimir Selenskij und die aus Brachmann-Walesas Sicht heldenhaften ukrainischen Verteidiger westlicher Werte gebrochen. Als hätten wir nicht Strack-Zimmermänner genug im Haus, ersparte uns nun aber auch Brachmann die Axt nicht, mit der man die Geschichte köpft. Auch in Polen und im Baltikum, so schrieb der FAZ-Mann den Walesa fort, hätte man schließlich seine Erfahrungen mit den Russen gemacht: „Das Potsdamer Abkommen von 1945 wird dort nicht anders interpretiert als die“ – wörtlich – „Absegnung von Stalins Teil der Beute aus dem Hitler-Stalin-Pakt von 1939 durch die Westalliierten.“ Geht’s noch? Hitler und Stalin hätten demnach 1939 gemeinsam die Polen und das Baltikum überfallen und fünf Jahre und 27 Millionen tote Sowjetmenschen später hat sich Hitler in Luft aufgelöst und Stalin kassiert die Beute, die in einem am Antikommunismus irre gewordenen Ex-DDR-Hirn wahrscheinlich aus dem von den „Zoffjetts“ (Adenauer) für Jahrzehnte geknechteten ostelbischen Europa besteht – Deutschland und seine Medienschaffenden drehen folgsam durch.

Brachmann zitiert schließlich, immer noch allen Ernstes, einen „ehemaligen Offizier des sowjetischen Geheimdienstes KGB“, einen aus Kasachstan stammenden Menschen, der unlängst öffentlich behauptet hatte, „Donald Trump sei 1987 während seiner Reisen nach Moskau und Leningrad vom KGB als Spitzel angeworben und zum Einstieg in die Politik ermuntert worden.“

Das alles, meschugge wie es ist, ist erwähnenswert nur als exemplarisch für das mediale Irrenhaus, in dem wir im ansonsten wunderschönen Frühling 2025 zu leben gezwungen sind. Zwar räumt Brachmann vorsichtshalber ein, dieser KGB-Offizier sei eine „zwielichtige Figur“, was er zweifelsfrei ist. Macht aber nichts. Denn Brachmann hat „den Choral der evangelischen Kirche für die Woche zum Beginn der Passionszeit“ in petto, wo es heißt: „‚In niemands Herz man sehen kann, an Werken wird erkannt ein Mann‘. Und die Werke“, weiß Brachmann genau, „enttarnen ihn (Trump, d. A.) ohne Umschweife als Agenten Putins.“ Schwerter zu Taurus-Raketen. So wächst am Ende, leicht umschweifig, in Jan Brachmann zusammen, was in Gottes Namen – im Namen freilich eines Kriegsgottes mit vier Buchstaben – seit Ewigkeiten zusammengehört.

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