Es gibt keine Ewigkeit mehr.Ronald Brautigam.

 

SWR 2 2010

Ronald Brautigam liebt Gesamtaufnahmen. Er liebt die kleine, leichte Kopie seines Hammerflügels aus der Wiener Werkstatt Anton Walters. Sie steht  neben dem schweren Konzertflügel im Dachgeschoss-Studio seines schönen Giebelhauses am Vondelpark in Amsterdam. Als ich ihn dort und am Aufnahmeort in Schweden besuchte, hatte er die integrale Soloklaviermusik Mozarts schon hinter sich. Er steckte mitten im Beethoven. Brautigam war einer der Ersten, die die Leidenschaft für die unvergleichlich vielfältige Klangwelt der alten Tasteninstrumente mit einer höchsten Ansprüchen genügenden Technik und dem Gespür für historische Zusammenhänge in der Musik verband. Von seiner schönen Dachterrasse aus sieht man auf den Concertgebouw. Brautigam, ein Serkin-Schüler, ist dort zuhaus wie in allen anderen großen Konzertsälen der Welt. Wir sprachen nicht nur über die Gestaltungsprobleme der 32 Beethovensonaten. Brautigam erzählte locker auch von den praktischen Sorgen eines reisenden Solisten. Wie holt der Stativkran den Walter-Flügel aus dem Dachgeschoss herunter? Wie lange braucht er am am Steuer des klavierbeladenen Kleinbus von Amsterdam bis Stockholm? Die Zweitagefahrt erschien ihm am Anfang endlos. Je besser er die Strecke kannte, desto kürzer kam sie ihm vor. Genau so, sagt er, geht es ihm mit dem nicht endend wollenden zweiten Satz der Hammerklaviersonate.

Redaktion: Dr. Lydia Jeschke / Technik: Andreas Bernhard

 

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