Beethoven Violinsonaten.Isabelle Faust/Alexander Melinikov

Es gibt Klassikstars, die die Branche – oder vielleicht auch nur die eigene Karriere – dadurch retten möchten, dass sie neben dem Spielen von Brahms, Beethoven oder vielleicht Chopin Wölfe züchten. Andere verkleiden sich für ihre CD-Covers als Hiphopper und posieren vor trostlosen Beton-Szenerien. Oder entdecken noch in hohem Alter eine lebenslang offenbar unterdrückte Begeisterung für Tango oder Jazz. Isabelle Faust macht den Eindruck, als habe sie, wenn überhaupt, andere Probleme. Sie bereitet sich, wenn das in ihrem Kalender steht, auf Beethoven vor und spielt ihn, wenn es soweit ist, so gut es ihrer bis dahin erarbeiteten Perspektive auf Beethovern entspricht. Punkt.

Zweihundert Jahre wurde Beethoven präsentiert “wie immer”. Mit freilich immer wachsender technischer Perfektion, mal schneller, mal langsamer, mal ausdrucksvoller, mal langweiliger. Im Zweifel aber immer orientiert an dem, was die Klassikwelt lange als Essenz Beethovens begriff. Das war, egal, ob seine Musik vollgriffig fortissimo oder kleinlaut gefühlvoll daherkam, der Sockel unter den Füßen des Titanen, den man unbedingt hören musste, mit jeder Note.

Isabelle Faust geht der Ruf voraus, ihr fehle, was man in der Klassik einen „großen Ton“ nennt. Das Gemisch aus Edelklangdesign und Premiumgefühlen im Ohr, mit dem, allen voran, ihre Kollegin Anne-Sophie Mutter aufzutrumpfen pflegt, möchte man allerdings nie aufhören, diesen vermeintlichen Mangel Fausts zu preisen. Denn in Isabelle Fausts Neuaufnahme der Violinsonaten  dreht diese Geigerin den Beethovenspieß um, sie stellt Beethoven vom Sockel auf die Füße.

Ihr war vermutlich aufgefallen, dass Beethoven und vieles andere in der „alten“ Klassik gewohnheitsmäßig gespielt wurde in einer Dynamik, die sich vom Breitband-Mezzoforte bis zum mehr oder minder beeindruckenden Fortissimo erstreckte. Hört eins Isabelle Faust und Alexander Melnikov Beethovens Violinsonaten spielen, tun sich bis dahin weitgehend nie bemerkte, wahrscheinlicher aber: selten oder nie so präsentierte Seiten dieser Musik auf.

Meine im Februar 2011 für die Junge Welt geschriebene Rezension dieser meines Wissens ersten großen Zusammenarbeit der beiden Künstler genügt, stellte ich beim Wiederlesen im Frühjahr 2021 fest, meinen aktuellen Maßstäben so sehr nicht mehr, dass ich sie neu schreibe. Bis hierihin bin ich bislang gekommen…… bald gehts weiter.

Beethoven: Die Violinsonaten – Isabelle Faust, Alexander Melnikow; Harmonia Mundi France (3 CD).

Faust/Melnikov: Mozart Violinsonaten

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