Auf Dauer wird der verstorbene Helmuth Kohl als „Kanzler der Einheit“ wenig Ruhm erlangen. Denn seine „Einheit“ hat statt „blühender Landschaften“ Riesenvorteile in Wahrheit nur wenigen gebracht. Sie wurden kriminell ins Werk gesetzt, diese Vorteile, das Treiben der sogenannten „Treuhandanstalt“ fand wohlweißlich unter Ausschluss von Rechtsstaat und Öffentlichkeit statt. Ein einziger Satz Kohls ist es, der mit Sicherheit Bestand haben wird: „Entscheidend ist, was hinten rauskommt“, der Kanzler der Einheit wusste sich kurz zu fassen.
An ihn fühlt sich erinnert, wer die bald 200jährige Totalherrschaft des Westens über den Begriff „Demokratie“ durch eine volksnähere Wirklichkeit ersetzt sehen möchte. Den Nerv, zu behaupten, die westliche Form der Demokratie habe, egal welches Attribut sie schmückt, im Ernst etwas mit „Volksherrschaft“ zu tun, hat ja schon längst niemand mehr. Der geltenden Sprachregelung nach sagt man frei nach Churchill, die „Demokratie“ sei zwar, wie alles auf der Welt, unzulänglich – aber von allen bekannten Regierungsformen sei sie halt die beste im Angebot. Schluss der Debatte.
Wer sich an dieser Stelle den Mund nicht verbieten lässt, bekommt es mit Streumunition zu tun. Geschosse wie „Populismus“ fliegen um die Ohren, man wird der Kumpanei mit „authoritärer Herrschaft“, der Sympathie mit einem Igitt wie der „Diktatur“ überführt. Der koloniale Westen pflegt indes traditionell mit Diktaturen und Gewaltregimen ad libito umzugehen, America first und so weiter, Wo bleibt da das Positive? Wie zum Beispiel könnte Demokratie heute anders aussehen? Was kommt in der Logik Helmuth Kohls bei der Demokratie fürs Volk hinten raus? Von Bismarck bis Gerhard Schröder hatte die liberale Demokratie Deutschlands, soweit sie in diesem Zeitraum überhaupt bestand, unterm Stichwort Sozialstaat dem Volk an Positivem einiges zu bieten. Nur, unter welchen Opfern? Das Soziale bedurfte zu seiner Durchsetzung der Toten zweier Weltkriege, einer misslungenen Revolution. Im Zeitabschnitt Adenauer-Schröder hat als Druckmittel bis 1990 die soziale Diktatur der DDR für den Sozialstaat der BRD eine entscheidende Rolle gespielt.
Wir wenden uns dem zu, was sich hintenheraus für die 1,3 Milliarden Chinesen aus ihrem, seit 1947 existierenden Sozialismus ergibt und was sich in Deutschland bei Erwähnung dieses Landes alles hinter der im Zusammenhang mit China offensichtlich unvermeidlichen Assoziation „Dikatatur“ verbirgt.
