WAHL 2025

Man fragt sich, wie einer vom eher dürftigen Format eines Friedrich Merz in einem galaktischen Machtgebilde wie der US-Vermögensverwaltung BlackRock derart hoch aufsteigen konnte. Er muss auf irgendwelchen Gebieten über rätselhafte Fähigkeiten verfügen. Er ist der geborene Pechvogel unter den vielen transatlantischen Kunstprodukten aktueller deutscher Politik. Alice Weidel, die Pallas Athene des Wahlabends, entstammt erkennbar einer moderneren US-Baureihe.

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Ihrer Partei spielte alles in die Karten. Da war die soeben erfolgte, grundstürzende Wende US-amerikanischer Europa- und Russlandpolitik. Da war Weidels gute Vernetztheit auf beiden Seiten des Atlantik. Und last but properly first war da die Politik der sogenannten „Mitte“ in Deutschland, wo man schon in Weimarer Zeiten beim Thema Faschismus versuchte, den Teufel mit dem Belzebub auszutreiben. Weidel führte Merz glaubhaft als Plagiator vor. Als einen, der die äußerste Rechte mit dem Abschreiben und klandestinen Anwenden von deren Programm zu bekämpfen sucht. Für die neuartigen Faschisten gilt unterdessen unverändert Max Horkheimers Diktum, dass, wer vom Kapitalismus nicht reden will, vom Faschismus schweigen solle.

Die an straff dosiertes Licht in der privateigentümlich formatierten Öffentlichkeit gewöhnten Vertreter der zwei linken Parteien des Landes schafften es nicht, das auch von ARD und ZDF strikt durchgezogene Monothema dieser Wahl, die Migration, zu durchbrechen. BSW und Die Linke hatten im Vergleich zur deutlich schwächer platzierten FDP undemokratisch kurze Gelegenheit sich darzustellen. So kam das überlebenswichtigste Thema Deutschlands auch an diesem Abend nicht vor, die infolge der jahrzehntelangen Politik aller im Bundestag vertretenen Parteien (mit Ausnahme des BSW) reale Gefahr eines Kriegs in Europa. Ob einer wie gerade Donald Trump dieses Problem lösen wird, ist zurzeit Gegenstand zu gleichen Teilen von Hoffnung und Skepsis.

Über die Grünen nihil Neues. Ihr Repräsentant Robert Habeck war nie der neue Wein in alten Schläuchen, als der er sich verkaufte. An diesem Abend war er nur noch die leere Plastikflasche, die er vom intellektuellen Angebot her immer schon war. Bleibt die FDP, bleibt Christian Lindner. Als Porsche-Fahrer und Handypartner des Porsche-Chefs, auch als Sylt-Hochzeiter etc. ein durchtriebener Fuchs im Berliner Sumpf, sorgte er – im Gegensatz zum erbärmlichen Olaf Scholz – bei seinem Abgang für eine Überraschung. Eine Ahnung von etwas im politischen Berlin längst Verschwundenem kam auf – Lindner zeigte Haltung, er wirkte für etwa sieben Sekunden sympathisch

Mit dem wohl unvermeidlichen Kanzler Merz und seinem Volk wird es für absehbare Zeit weitergehen wie bisher. Nur schlimmer. Ob allerdings unter den – wenn sie denn Bestand haben – neuen transatlantischen Verhältnissen die noch vom Zauderkünstler Scholz ins Land bestellten Raketen mit Reichweite Moskau tatsächlich aufgestellt werden, steht hopefully dahin. Die SPD hat sich mit der Präferenz für den Krieger Pistorius für ein – dito verschlimmertes – Weiterso entschieden, sie darf nur noch als GroKo-Lückenbüßer mitspielen. Die Zukunft unter den Wählbaren gehört den Söders und Weidels. Den nichtwählbaren eigentlichen Machthabern, den BlackRocks und Peter Thiels, den Zuckerbergs und Musks gehört sie ja sowieso. Es wird interessant sein, zu beobachten, wie die beiden in der im Moment entstehenden neuen Weltordnung mit der Frage Krieg und Frieden umgehen. Wird die Spaltung der US-amerikanischen Eliten sich in ihren europäischen Trabanten fortsetzen? Wo wird sich oder ist schon Markus Söder aufgestellt, wo die Goldman Sachs-Schöpfung Alice Weidel?

POLITFEUILLETON