Schoonderwoerd.Die Frische der Fremdheit

Der Clavierist Arthur Schoonderwoerd (SWR 2014)

Wenn sich die Zeit ihrem Ende zuneigt, da von Froberger bis Lachenmann, von Rameau bis Rachmaninow alle Klaviermusik auf modernen Konzertflügeln gespielt wurde, hat Arthur Schoonderwoerd seinen Anteil daran. Wenn er Mozart oder Beethoven spielt, greift der Holländer zu den Instrumenten, auf denen die beiden Wiener Klassiker zu ihrer Zeit arbeiteten: Clavichord, Tangentflügel, unbelederte und belederte Hammerflügel aus den Werkstätten von Stein, Walter, Graf, Streicher.  Das eröffnet eine Klangwelt, Galaxien entfernt von der auf den schleiflackschwarzen Allroundern entstehenden perfekten, aber weitgehend standardisierten Ausgewogenheit. Dagegen entsteht im Klang der eigenartig individuell gefärbten Register der alten Instrumente eine Aura, die die Aura der Musik aufschließt. Man hört den Anschlag der Pianistenfinger auf den Tasten nicht nur in den Sforzati-Schlägen Beethovens; man hört den Korpus des Instruments knarren, ächzen und rumpeln, man hört die Mechanik. Kunst kommt nicht nur von Können, auch von Arbeit, sie entsteht aus Materie.  Andere technische Lösungen drängen sich auf, ein gänzlich anderer Pedalgebrauch, die Vorschläge werden endlich so kurz gespielt, wie sie in den Autographen notiert sind. Es war eine andere Klavierwelt, der ich bei meinem Besuch im  schönen Schoonderwoerd-Domizil am Rand des französischen Jura in der Nähe von Besancon begegnet bin.

 

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